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Antonio Vivaldi
Zeffiretti che Sussurate · Aria in Foà 28 · Partitur, 310 x 230 mm · Biblioteca Nazionale Universitaria di Torino, fol. 98r–102v

Die rastlose Artistik von Vivaldis musikalischem Werk verdankt sich der triebhaften Motorik seiner Hand.
Die künstlerische Praxis ist immer an den Körper, an dessen erotische Dimension, also von Hand hervorgebrachte Musik, Grafie oder Schrift, gebunden.
Das Hin und Her der Hand bedarf des Papiers, der Tinten. Wenn die Feder das Papier berührt, gibt es nur noch Unterschiede des Druckes, der Geschwindigkeit, des Winkels und der Richtung. Beim Notenschreiben wird die Feder vom Daumen und den Fingern gelenkt, die Schreibbewegung hängt von der Tusche und ihrer dünnen, dicken oder verhältnismäßig feuchten Beschaffenheit und von der Art der Papieroberfläche ab. Somit ist es das Zusammentreffen zweier verschiedenartiger Faktoren, das die Schnelligkeit und Flüssigkeit der Bewegung bestimmt oder ihr genaues Gegenteil.
Der Farbstoff, den die Hand des Künstlers am linierten Papierbogen anhäuft, die braune Tinte, wird mit all der Magie, die Farben ausüben, variiert. Farbe ist gewöhnlich der Ort des Triebes, denn Farben wollen die Erregung unterbringen.
Der musikalische Schreibakt konstituiert ein konstantes Netz der Leidenschaft, in der Schreibzeit tauchen die Tumulte des Körpers auf und unter. Die Musik Vivaldis ist ganz in diesem schwingenden Stil geschrieben, noch im kleinsten Intervall mit dieser wunderbar großen Gebärde eines Fiebernden. Nur hier und da zeigen sich kleinere oder größere Stockungen im Schreibfluss, gewisse Verknotungen im Notengewusel. Entwürfe und Skizzengruppen, die die endgültige Partitur bedingen, sind ein grafisches Schlingwerk.