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Bernardo Bellotto
Wien. Lobkowitzplatz · Öl auf Leinwand · Wien 1759/60 · Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 1671.

Bernardo Bellotto (1720, Venedig–1780, Warschau) war ein Neffe und Schüler von Antonio Canal und führte gleich diesem den Beinamen »Canaletto«. Nach Aufenthalten in ganz Italien kam er 1759 nach Stationen in Polen und Dresden nach Wien.
Bellottos Darstellung des Lobkowitzplatzes wurde aus dem ersten Stock des Augustinerklosters mit Blick nach Nordosten, ins Zentrum der Inneren Stadt, aufgenommen. Dargestellt ist der schmale Platz gegenüber dem Augu­stinerkloster, der seit 1753 Lobkowitzplatz genannt wird, nachdem er vorher Schweinemarkt und ab 1716 Spitalsplatz hieß. Das Bild wird beherrscht von der links im hellen Licht liegenden Fassade des Palais Lobkowitz. Anschließend an das Palais erscheint das hohe Dach über dem spätgotischen Chor der 1459 geweihten Dorotheerkirche, die zum Kloster der Augustiner Chorherren gehörte. Die Nordseite des Platzes wird durch die Mauer des Gartens des Kapuzinerklosters abgeschlossen. Vor der Mauer steht ein Missionskreuz, ein hohes Holzkreuz mit den Passionswerkzeugen. Über der Mauer erscheinen die Dächer der dahinterliegenden Häuser und schließlich die Stephanskirche mit dem steilen Dach des Langhauses, den beiden Heidentürmen und dem Südturm. Den Abschluss bildet an der rechten Seite das im Schatten liegende Bürgerspital, welches sich bis zur Kärntnerstraße hin erstreckte und von 1530 bis 1783 hier beheimatet war. Die Komposition entspricht weitgehend einem Stich Johann Adam Delsenbachs, den Bellotto wahrscheinlich kannte.
Jedes Gemälde, jede Pinsel-Einstellung scheint in exemplarischer Weise stets auf den gleichen Duktus, auf einen Kanon von Stilmitteln zurückzu­gehen, die allesamt das selbe strenge Ordnungsprinzip von Licht- und Schatten­wirkung erkennen lassen. Das Licht fällt stets seitlich von oben auf die Figuren als ob es durch einen Lichtgaden bräche. Die Stadt ist von einem nebelartigen Dunkel erfüllt und die Menschen spazieren darin, eingetaucht in diese Lauge von Düsternis. Die Himmel Canalettos schenken keinen Trost, das Jenseits ist dem Blick verschlossen, nirgends steht der Himmel offen.