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Salomon Kleiner und Johann August Corvinus
Prospect des Bürgerl. Spitahls=Gotts=Acker nebst der Capelle S. Rochi, vor dem Kärndtner Thor a. S. Caroli Borromaei Kirche · Kupferstich · Wien 1737 · Wien Museum, Inv.-Nr. 31142.

In Pestzeiten genügten die innerstädtischen Kirchhöfe nicht und die Furcht vor Ansteckung führte bald zur Beerdigung der Pesttoten in außerhalb der Stadt gelegenen Pestgruben oder Pestilenzäckern. Ein solcher Pestfriedhof war der Bürgerspital-Gottesacker vor dem Kärntnertor seinem Ursprung nach.
Auf dem Friedhof des Bürgerspitals in der Vorstadt Wieden wurde Antonio Vivaldi am 28. Juli 1741 begraben. Der Tote ist in einem Sarg in die Erde fünf bis sechs Schuh tief [= 150–200 cm] abgesenkt worden. Der Friedhof hatte einen Umfang von einem Joch und 213 Quadratklaftern [= 0,652 ha].
Der geweihte Raum ist eingehegt. Zwischen der Außenwelt und dem locus sacer ist eine trennende Schranke gesetzt, die als Zaun errichtet ist. Einfriedungen des Leichenackers wurden auch als Dornhag, Graben oder Mauer errichtet. Michel Foucault bezeichnete diese Raumeinheiten als Heterotopien. Die Art der Einfriedung zeigt große landschaftliche Verschiedenheiten. Die urtümlichste Form ist wohl der Dornhag, häufig durch Weißdorn oder Wildrosen gebildet, wie denn die Rose im Totenkult seit jeher eine große Rolle spielt. Auf einem Plan der Wieden lesen wir die Eintragung »Rosengassen«. Auch heute noch sind bei manchen Dorfkirchen solche Lebhäge erhalten. In Gegenden mit vorwiegender Holzbauweise lag die Errichtung von Holzzäunen nahe und tatsächlich war in vielen Fällen der Kirchhof mit Holz in der verschiedenartigsten Form, vom Palisaden- bis zum Plankenzaun, eingefriedet. Die Bildquellen des Bürgerspital-Gottesackers zeigen den Kirchhof mit einem Plankenzaun umgürtelt: Holz – das dörfliche Urbild der Stadt.
Die Augustinkapelle wird auf dem Stich fälschlich als Rochuskapelle bezeichnet.